Startseite Inhaltsverzeichnis Textprobe Bestellung Autorin Besprechung Impressum

Milch besser nicht

 
Auszug aus den Seiten
25 44 64 123 147 210 223 256 293 299
 

 

Ungeliebter Abfall

Molke, eine gelblich grüne Flüssigkeit, verdankt ihren früheren Namen Käsewasser der Tatsache, dass sie bei der Herstellung von Käse und Quark anfällt. Sie besteht ungefähr zu 94 % aus Wasser, der Rest ist Milchzucker (4,5 %), Molkeneiweiß (1 %), etwas Restfett und -kasein. Molke schmeckt schon in frischem Zustand etwa so wie sie aussieht; sie verdirbt innerhalb kurzer Zeit und ist schon nach ein paar Stunden eine für Mensch und Tier ungenießbare Brühe. Weil sie nicht haltbar ist, war sie in der Vergangenheit als Nahrungsmittel ohne Belang und wurde, wenn überhaupt, nur an Tiere verfüttert.1 Der schnelle Verderb der Molke bewirkte jedenfalls, dass sie entweder gar nicht oder nur sehr frisch genossen wurde.
Traditionell gilt Molke als Abfall.
Dieser Abfall fällt weltweit in riesigen Mengen an, jedenfalls in allen Milchländern. Die Menge dieses Abfalls wird statistisch nur unzureichend erfasst. Sie kann auf weit über 150 Millionen Tonnen jährlich geschätzt werden. In den amtlichen Statistiken wird lediglich das aus flüssiger Molke hergestellte Molkenpulver, das nur der "Instant"-Teil der einstigen Menge ist, dargestellt. Eine Vorstellung von dem gigantischen Problem gewinnt, wer sich die Zahlen des produzierten Molkenpulvers betrachtet: Im Jahr 2000 sind es weltweit über 2,1 Millionen Tonnen gewesen. Diese Menge entsteht infolge der hohen Käseproduktion in den Milchländern, die in den letzten Jahren dramatisch zugenommen hat. Europa steht mit weit mehr als der Hälfte vom weltweit anfallenden Molkenabfall an der Spitze, gefolgt von den USA, Australien und Kanada.2
Das eigentliche Problem mit der Molke ist, dass sie nicht einfach ins Abwasser eingeleitet werden kann, denn sie vergiftet das Wasser, die Fische und Mikroorganismen. Es müsste daher das Ableiten von Molke nach den wasserabgabenrechtlichen Bestimmungen teuer bezahlt werden. Aber drohende Kosten machen erfinderisch. Die Industrie sucht seit Jahrzehnten preiswerte und gleichzeitig lukrative Entsorgungswege, neuerdings mit immer größerem Erfolg.
1Behm, Molke, S. 17; "Molke, Molken" war früher eher ein Sammelbegriff für die Restmilch. Darunter verstand man die entrahmte Milch, also Magermilch, Buttermilch und den Rest, die Sauermilch, die man meistens aß, nicht trank. Das, was wir heute unter Molke verstehen, wurde früher als Käsewasser bezeichnet.
2ZMP, 2001, S. 191.
 
Auszug aus den Seiten
25 44 64 123 147 210 223 256 293 299
 
Startseite Inhaltsverzeichnis Textprobe Bestellung Autorin Besprechung Impressum
Letzte Änderung am 22.01.2006