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Milch besser nicht

 
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Die Laktase-Lichtthese

Das auffällige europäische Nord-Süd-Gefälle bei der Herausbildung eines Genotypus, der Laktase als Erwachsener bildet, wird mit der Vitamin-D-Bildung durch das Sonnenlicht erklärt:
Menschen benötigen für die Kalziumaufnahme durch die Dünndarmwand ins Blut Vitamin D in Form von 1,25-Dihydroxycholecalciferol. Vitamin D, tatsächlich kein Vitamin, sondern ein Hormon, ist sozusagen der Kalziumtransporteur des Menschen. Es wird in einem komplizierten Prozess in verschiedenen Schritten aus Cholesterin zunächst durch den Einfluss von UV-Licht über die Oberhaut, weiter über die Leber und zuletzt in seiner aktiven Form in den Nieren gebildet. Ohne Sonnenlicht würde dieser Prozess nicht in Gang kommen. Menschen, die nur geringer UV-Strahlung ausgesetzt sind, produzieren auch weniger Vitamin D und verfügen nur über eine geringe Kalziumresorption. Kalziummangel des Organismus ist die langfristige Folge.
Kalzium ist einer der wichtigsten Mineralstoffe für den Menschen, er ist Baustein von Knochen und Zähnen und spielt für die Funktion von Muskeln und Zellen eine wichtige Rolle. Längerer Kalziummangel führt zu Knochenerweichung (Osteomalazie), bei Kindern Rachitis genannt, Knochenentkalkung (Osteoporose) und tetanischen Anfällen. Leicht nachzuvollziehen ist daher, dass Populationen, die unter Kalziummangel leiden, im Evolutionsprozess benachteiligt sind.
Vitamin D ist schon in geringen Mengen wirksam und zu viel davon kann sogar tödlich sein. Der menschliche Organismus verfügt daher über ein ausgeklügeltes Regelungssystem, um ein Zuviel des Vitamin D zu verhindern. Eine dieser Regelungen ist die Pigmentierung der Haut. Menschen sind um so dunkelhäutiger, je mehr sie dem UV-Licht ausgesetzt sind, weil die dunkle Pigmentierung die Hautdurchlässigkeit für UV-Strahlen verringert. Folglich sind in den Regionen, in denen die Sonnenlichteinstrahlung niedrig ist, die Menschen weniger pigmentiert, also in den nördlichen Regionen dieser Erde. Die Haut muss im Norden heller sein, um mehr UV-Strahlen durchzulassen. Die Laktase-Lichtthese1 geht nun davon aus, dass bei der Ausbreitung des homo sapiens, der zunächst dunkelhäutigen Menschen von Afrika aus in nördliche Gebiete mit niedriger Sonneneinstrahlung, die Haut ihre Pigmentierung verlor, um mehr UV-Licht absorbieren zu können und damit die Vitamin-D-Versorgung zu gewährleisten.
1Diese Theorie wird auf den amerikanischen Anthropologen Marvin Harris zurückgeführt.
 
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